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Die Wiener Öffis: Leiwande Linien

Sie prägen das Wiener Stadtbild, jede:r hat eine Meinung zu ihnen, aber niemand möchte sie missen: die öffentlichen Verkehrsmittel, meistens kurz „die Öffis“ genannt. Sie gelten als Rückgrat der Stadt und stehen für eine perfekte Anbindung, kurze Intervalle und klimafreundliche Mobilität. Studien zufolge zählt das öffentliche Verkehrsnetz Wiens zu den leistungsstärksten der Welt. Für reibungslose Abläufe im Wiener Nahverkehr sorgen die Wiener Linien, der städtische Verkehrsbetrieb. Fünf U-Bahn-, 28 Straßenbahn- und 131 Bus-Linien befördern täglich rund zwei Millionen Fahrgäste von A nach B. Dazu kommen die von den ÖBB betriebenen S-Bahnen und Regionalzüge.

Die Wiener Verkehrsmittel bringen die Bevölkerung und Gäste der Stadt rasch, bequem und sicher an ihr Ziel. Man braucht sich keine Sorgen zu machen, auf die Verkehrsmittel ist in Wien Verlass. Ziemlich großartig, oder „leiwand“, wie die Wiener:innen sagen. Der Kundenstamm wächst (ein wenig gebremst durch die Pandemie) stetig. Wovon viele Metropolen träumen, ist in Wien Realität: Die Zahl der Stammkund:innen übersteigt jene der Autos seit Jahren. Seit der Einführung der beliebten 365-Euro-Jahreskarte ging sie steil nach oben. Die Wiener Öffis gibt’s seit zehn Jahren um einen Euro täglich. International ein Vorzeigemodell.

Von Pferdetramways zu Bims

Eine besondere Rolle spielte in Wien stets die Straßenbahn, früher „Tramway“, heute von den Wiener:innen fast immer „Bim“ genannt. Die Stadt verfügt über eines der ältesten, dichtesten und längsten (Rang sechs weltweit!) Straßenbahnnetze überhaupt. Die Anfänge der Straßenbahn, und damit des öffentlichen Verkehrs in Wien, reichen weit ins 19. Jahrhundert zurück. In den 1840ern war bereits eine Pferdebahn unterwegs. Ab 1865 fuhren immer mehr Pferdetramways, die Grundlage des heutigen Netzes entstand. Mit Wiens ersten Öffis ging es in die Erholungs- und Unterhaltungsgebiete. Zur Wiener Weltausstellung 1873 wurde dann dank neuer Pferdetramway-Linien das Gelände perfekt ans Verkehrsnetz angeschlossen. Nach und nach wurde weiter modernisiert. Ab 1883 waren die ersten Dampftramways in Wien unterwegs, ab 1897 die ersten elektrischen Straßenbahnen. Die Straßenbahn war bis in die 1970er Hauptträger des öffentlichen Verkehrs in Wien. Bis das U-Bahn-Zeitalter anbrach.

2023 feierte die Wiener U-Bahn ihr 45-jähriges Bestehen. 1978 wurde mit der U1 zwischen Reumann- und Karlsplatz die erste Teilstrecke eröffnet. Wobei die Bezeichnung U-Bahn in Wien nicht wörtlich zu nehmen ist: Keine einzige Linie verläuft komplett unterirdisch (insgesamt nur 50,3 Prozent). Die Wiener U-Bahnen sind in kurzen Intervallen unterwegs und können vor Samstagen, Sonn- und Feiertagen die ganze Nacht genutzt werden. Ticketsperren bei den Stationen, wie in vielen anderen Städten, gibt es bewusst keine. Bei Kontrollen muss man aber natürlich ein gültiges Ticket vorweisen.

Klimafit in die Zukunft

Das Wiener U-Bahn-Netz wurde stetig erweitert; Linien, dem Bevölkerungsbedarf entsprechend, in mehreren Ausbaustufen in alle Himmelrichtungen ausgebaut. Ein riesiges Zukunftsprojekt wird derzeit umgesetzt: das „Linienkreuz U2xU5“. Die bestehende U2 wird aus-, die U5 neu gebaut. Die U2 erhält ab 2028 einen neuen Südast. Mit der U5 wird ab 2026 Wiens erste vollautomatische U-Bahn-Linie unterwegs sein. Ganz nebenbei wird die bisher fehlende U5 (sie wurde mehrmals geplant, aber nie umgesetzt) eine Lücke schließen, die immer mal wieder für Verwunderung sorgte.

Viel wichtiger: Stark frequentierte Verkehrsknoten werden verbunden und bestehende Linien entlastet. Die Wege durch die Stadt werden künftig noch kürzer. Das Linienkreuz ist Wiens größtes Klimaschutz- und Infrastrukturprojekt. Bis 2030 werden in der Stadt etwa zwei Millionen Menschen leben. Der Öffi-Ausbau sichert die Lebensqualität von morgen. Er ist auch Resultat einer immer größer werdenden Nachfrage nach multimodaler Mobilität: Die kombinierte Nutzung von Verkehrsmitteln (vor allem öffentlicher, Rad- und Fußverkehr) ist für den urbanen Raum der Zukunft ein Muss, der motorisierte Individualverkehr soll weiter reduziert werden. Der Ausbau der Öffis ist eine von vielen Klimaschutzmaßnahmen der sogenannten „Greener Linien“. Ein paar weitere Beispiele: E-Busse sind bereits seit vielen Jahren unterwegs, Wasserstoffbusse werden getestet und der Großteil der Straßenbahnen und U-Bahn-Züge sind kleine Kraftwerke (ihre Brems-Energie fließt zurück ins Netz). Dazu kommen begrünte Stationen und Gleisanlagen sowie die Nutzung von Dachflächen der Öffi-Gebäude für Photovoltaik-Anlagen.

Menschlich durch den Öffi-Alltag

Die Wiener Linien agieren nicht nur grün, sondern auch gesellschaftlich verantwortungsvoll: Immer wieder vermitteln sie ihren Fahrgästen Botschaften – etwa „We ride with pride“ rund um die Vienna Pride im Juni oder „Give peace a chance“ zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Wiener Linien werden für vieles geschätzt, auch für ihren Sinn für Humor. Auf den Social-Media-Plattformen (@wienerlinien) werden immer wieder „Schmankerln“ aus der Welt der Öffis geteilt. Und so manchem Fahrgast wird der Alltag versüßt. Denn es gibt einige Fahrer:innen, die sich mit kreativen und zumeist humorvollen Durchsagen zu Wort melden.

8.700 Mitarbeiter:innen sorgen bei den Wiener Linien dafür, dass alle möglichst rasch und sicher an ihr Ziel kommen. Mehr als jede:r Dritte ist im Fahrbetrieb tätig – lenkt also U-Bahn, Bim oder Bus. Eine von ihnen ist Saskia Rudnicky, die auf zehn verschiedenen Straßenbahn-Routen zum Einsatz kommt. Nach Pandemie-Beginn entschied sie sich bewusst für einen „krisensicheren Job“, erzählt die 25-Jährige, „manche finden Schichtdienst nicht so cool, aber für mich ist es genau das Richtige.“ Für die Frühschicht, die um 5 Uhr losgeht, heißt es Aufstehen um 2 Uhr, „weil ich in Niederösterreich wohne und mir gerne Zeit für mein Frühstück nehme. Aber das stört mich nicht, dafür bin ich ja wieder früher zuhause.“ Nach Absolvierung der mehrmonatigen theoretischen und praktischen Ausbildung werden die Neulinge Schritt für Schritt in den Fahrbetrieb integriert.

Bei Sonnenuntergang am Ring

Saskia arbeitet Vollzeit. Die Wiener Linien beschäftigen aber auch viele Teilzeit-Fahrer:innen für ihre U-Bahnen und Straßenbahnen. Vor allem für Studierende eine willkommene Gelegenheit. Man fährt mindestens zwölf Stunden pro Woche, Autoführerschein braucht man übrigens keinen. Im Wiener Verkehr gibt´s die eine oder andere skurrile Situation obendrauf. Davon kann auch Rudnicky ein Lied singen: „Vergangenes Jahr sollten wir einmal Ausschau nach einer Person halten, die nackt durch Wien lief. Ich dachte, ich hätte mich verhört. Die Person wurde aber bald gefunden. Bei uns ist eben jeder Tag eine Überraschung. Oder zumindest anders als der Tag davor.“ Straßenbahnfahren verlangt einiges an Konzentration. Schließlich teilt man sich die Schienen mit Einsatzfahrzeugen und leider auch mit unaufmerksamen Radfahrer:innen und Fußgänger:innen. Auch Autos können den Weg blockieren. Für Rudnicky überwiegen aber die angenehmen Seiten ihres Jobs: „Ich fahre einfach richtig gerne. Ich freue mich immer sehr, dass ich Menschen von A nach B bringen darf.“ Auch, weil die Kulisse großartig ist: „Wie unglaublich schön Wien ist, merke ich jedes Mal, wenn ich während des Sonnenuntergangs mit der Bim am Ring unterwegs bin …“

Text: Maria Schaller

Mehr über die Wiener Linien erfahren

Im Verkehrsmuseum Remise, einem ehemaligen Straßenbahn-Betriebsbahnhof. Es zeigt historische und moderne Fahrzeuge und bietet interaktive Einblicke.

Remise - Verkehrsmuseum der Wiener Linien

Ludwig-Koeßler-Platz
1030 Wien
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