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Das schöne Ganze

Mit Anfang 20 gründete sie ihr Design Atelier Karasinski, damals noch in ihrer Wohnung im 8. Bezirk. Heute findet sich das Atelier mit pastellrosa Küche, hellem gemeinschaftlichen Arbeitsraum und ockerbraunem Meeting-Zimmer zwei Gassen weiter ebenfalls in einem Wiener Altbau. Oft muss Laura Karasinski den 8. Bezirk nicht verlassen, hier ist ihre Arbeit, hier ist ihr Leben. In den letzten Jahren ist beides eng miteinander verschmolzen, erzählt die junge Künstlerin, während sie ihren koffeinfreien Kaffee mit Hafermilch trinkt. Viel Freizeit hat sie nicht. Ihr Einsatzgebiet ist so facettenreich wie die Farbpalette und Stilrichtungen, mit denen sie arbeitet. Die Wienerin mit polnischen Wurzeln sagt überzeugt: „Man kann alles gestalten“. Ihre Arbeit bestätigt das definitiv: Von Websites über Logos bis hin zum gesamten Erscheinungsbild eines Unternehmens, allem verleiht sie den gewissen Touch.

Laura Karasinski, Portrait
© Philipp Jelenska

Dabei liebt sie es, sich mit Wien und seiner Geschichte auseinanderzusetzen, ganz besonders bei neuen Projekten wird die Historie drumherum gründlich studiert. Das Restaurant Thell im 5. Bezirk (früher unter dem Namen Motto bekannt) war eines der ersten großen Interior-Projekte, das von Karasinski 2015 betreut wurde. Neun Monate an Vorarbeit flossen allein in die Recherche. Dabei kam heraus, dass das Lokal seit seiner Gründung im Jahr 1973 bereits vier Mal umgestaltet wurde. Man suchte nach Bildern, Gästebüchern und sogar nach ehemaligen Mitarbeiter:innen, die mehr von damals erzählen konnten. Altes wurde neu interpretiert und floss in die Konzeption. In der Gegenwart finden sich dann Elemente aus der Vergangenheit wieder: Zum Beispiel verkleidete der auffällige grüne Samt einst die Wände. Heute erstrahlen die Sitzbänke im gleichen Material und in gleicher Farbe.

Weitere Projekte wie der Adlerhof, eine in Zusammenarbeit mit Gerd Zehetner vom Architekturbüro Archiguards komplett umgestaltete Altwiener Gaststätte (siehe Seite 72-73), und zwei Beauty Concept Stores folgten: das Nagelstudio Babetown mit integriertem Shop sowie das Frisör- Studio mit Kaffeehaus und Konditorei der Gebrüder Gepp. Die Liste ist weitaus länger – viel Arbeit, die sich sehen lassen kann. Mit Wiedererkennungswert. Für Karasinski überraschend: „Viele sagen, dass sie unseren Stil wiederkennen. Ich frage mich woran?“

Der Blick fürs Detail

Elegante Farben, große Muster, edle Stoffe und viel Vintage – damit arbeitet Karasinski besonders gern. Sie verlässt sich dabei stets auf ihr Gefühl, wie sie die Grundästhetik eines Raums am besten betonen kann. Eben wie früher ein bisschen, als man sich über die Ästhetik von Alltagsgegenständen noch mehr Gedanken machte. Nicht verwunderlich, dass sie sich bei ihrer Arbeit auf jahrhundertealtes Handwerk verlässt. „Am liebsten arbeite ich mit Manufakturen zusammen. Das Handwerk wurde über Generationen erlernt und perfektioniert. Qualität, die sich immer bewährt“, sagt sie und zeigt ein kleines Scharnier, das von der Kunstspenglerei Kyral, deren Geschichte bis 1910 zurückreicht, extra für ein Projekt produziert wurde. Der Vintage-Look ist beabsichtigt und wird mittels Patina erreicht. Perfekt durchdachte Details.

Die bewährten Qualitätsstandards machen diese Stadt seit jeher zu einem attraktiven Standort für Kunstschaffende und kreatives Arbeiten. „Das Wien um die vorvergangene Jahrhundertwende als kreative Hochburg und Heimat von Alma Mahler, Gustav Klimt und Koloman Moser hätte ich zu gerne miterlebt. Obwohl man es als Frau sicher auch damals nicht leicht hatte. Trotzdem blieb die Stadt nicht stehen. Heute bin ich sehr froh, wie sich das Leben und Arbeiten hier entwickelt. Wien wird lockerer. Und ist bereit für Veränderung. Nach etwas Überzeugungsarbeit entlocke ich bei neuen Projekten auch den skeptischsten Wiener:innen ein Ja“, erzählt sie. Als Frau musste sie sich oft beweisen, doch sie hielt an ihren Ideen und Visionen fest – mit Erfolg. Ihre Kund:innen lieben ihre Konzepte. Auffällig, ohne aufdringlich zu sein, verfolgen sie immer ein Ziel: das schöne Ganze.

Schönes Neues

Ihre Liebe für Design und Kunst entwickelte Karasinski schon in jungen Jahren. „Verschönern“ ist damals wie heute ihre Leidenschaft. In der Schule waren es noch Zeichnungen von Mitschüler:innen und manchmal sogar Tattoos, heute verleiht sie Innenräumen das gewisse Extra. Zuletzt tat sie das mit 178 Zimmern oder eigens konzipierten „Buden“ im modernen Hotel Superbude im 2. Bezirk in der Perspektivstraße 8. Dort ist auch das kleinste Hotel von Wien untergebracht: Das Hotel Karasinski ist tatsächlich ein Hotel im Hotel, groß genug für zwei. Es ist eine Suite mit Wiener Altbau-Charme, die den Aufenthalt in der Stadt unvergesslich macht: eine freistehende Badewanne, stilvolle Vintage-Einrichtung, ein kuscheliges Bett und allerhand Überraschungen. Monatlich wird es mit wechselnden Überraschungen wie Snacks, Büchern oder eigens zusammengestellten Playlists von Laura kuratiert. Auch Fahrräder werden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Die Gäste im Hotel Karasinski sollen sich so fühlen, als ob sie bei ihr zuhause wären. Vertraut eben. Das, was auch Wien für sie bedeutet. Gebucht wird entweder über die Website des Ateliers oder direkt bei der Superbude Wien Prater.


Text: Karoline Gasienica-Bryjak

Thell

Schönbrunner Straße 30
1050 Wien

Babetown Beauty Concept Store - Nail & Brow Bar

Piaristengasse 17
1080 Wien
  • Öffnungszeiten

    • Di, 09:00 - 07:00
    • Mi, 09:00 - 07:00
    • Do, 09:00 - 07:00
    • Fr, 09:00 - 07:00
    • Sa, 10:00 - 04:00

Gebrüder Gepp Gustav Emil Paula Paula - Coiffeur - Café - Patisserie

Babenbergerstraße 7
1010 Wien
  • Öffnungszeiten

    • Mo, 07:30 - 19:00
    • Di, 07:30 - 19:00
    • Mi, 07:30 - 19:00
    • Do, 07:30 - 19:00
    • Fr, 07:30 - 19:00
    • Sa, 07:30 - 19:00
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