Detailaufnahme Synagoge

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Das jüdische Wien

Wien hatte bis 1938 eine blühende jüdische Gemeinde mit Dutzenden Synagogen und Bethäusern. Der damals weit verbreitete Antisemitismus war die Basis für Rassenwahn und Terror der Nazis. Er setzte unmittelbar nach der Besetzung Österreichs durch die deutsche Wehrmacht im März 1938 ein. Wer etwas hatte, wurde beraubt: Durch "Arisierung" ging sein Vermögen an den Staat oder Private, die sehr günstig "kaufen" konnten. Ob berühmt wie Sigmund Freud, einfacher Schuster oder Hausfrau: 140.000 Österreicherinnen und Österreicher mussten "aus rassischen Gründen" flüchten. 65.000, denen die Flucht nicht möglich war, sind ermordet worden. An sie erinnert seit 2021 eine Schoah-Gedenkmauer im Ostarrichi-Park, wo die Namen der ermordeten Jüdinnen und Juden in Granittafeln eingraviert sind.

Die Aufarbeitung dieser größten Verbrechen in der Geschichte Wiens und Österreichs dauerte Jahrzehnte und ist teilweise bis heute nicht abgeschlossen. Seit den achtziger Jahren (das Jewish Welcome Service wurde 1980 gegründet) unternahm Wien verstärkt Anstrengungen, sich der Geschichte auch mit allen Schattenseiten zu stellen und das jüdische Erbe aufzuarbeiten.

Erinnern & Gedenken

Besuchen Sie das Jüdische Museum (im Palais Eskeles in der Dorotheergasse), das Museum Judenplatz (mit den unterirdischen Resten der mittelalterlichen Synagoge), das Schoa-Mahnmal auf dem Judenplatz und das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Albertinaplatz. Ein großes Gräberfeld aus der Zeit vor 1938 finden Sie in der Israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofes (Zugang: 1. Tor). Der jüdische Friedhof in Währing bestand von 1784 bis 1884. Er war nach seiner Schließung dem Verfall preisgegeben, seit einigen Jahren wird er kontinuierlich saniert. Im März 2023 eröffnete am jüdischen Friedhof Währing ein Ausstellungsraum im Tahara-Haus, wo einst rituelle Leichenwaschungen und Verabschiedungen stattfanden. Nun erzählen hier Objekte und Schautafeln die Geschichte des Friedhofs, wo Grabmäler bekannter Persönlichkeiten wie Joachim Ephrussi (Begründer der Ephrussi-Dynastie) oder der Salonière Fanny von Arnstein zu finden sind. Der Friedhof kann jeden zweiten Sonntag von 10-16 Uhr besichtigt werden, auch Führungen werden angeboten (Anmeldung erforderlich).

In Wiens Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus macht der mit dem Mobiltelefon anwählbare Audioguide Wien 15 an zehn Stationen die Geschichte der damaligen jüdischen Gemeinde erfahrbar - Zeitzeugen erzählen. Der audiovisuelle Guide dort! Jüdisches Wien führt am Smartphone, Tablet oder PC zu Orten jüdischen Lebens.

Wiener Eruv

Seit Herbst 2012 gibt es in Wien nach langjährigen Vorarbeiten auch wieder einen Eruv, wie schon vor der NS-Zeit. Der Eruv umfasst etwa das Gebiet innerhalb des Gürtels bis zur Donau. Die 25 km lange Grenze definiert einen privaten Raum, in dem am Sabbat das Trageverbot für orthodoxe Juden aufgehoben ist. Weitere Infos: www.eruv.at

Freud und Schönberg

Sigmund Freud konnte 1938, unterstützt von Marie Bonaparte, nach England emigrieren. An seiner ehemaligen Wohn- und Praxisadresse Berggasse 19 im 9. Bezirk befindet sich seit den 1970er Jahren das Sigmund Freud Museum.
Der Wiener Arnold Schönberg wirkte in Berlin, als die Nazis 1933 an die Macht kamen. Sie vertrieben ihn noch im gleichen Jahr; er ging in die USA. In Wien erinnert das Schönberg Center an den Begründer der Zwölfton-Musik.

Service, Information & Führungen

Mehrsprachige Informationen und Service über das jüdische Leben in Wien einst und jetzt erhalten Gäste sowohl beim Jewish Welcome Service als auch beim Infopoint Jewish Vienna.

  • Über den Infopoint Jewish Vienna können Besichtigungen der Synagoge auf Deutsch und Englisch gebucht werden.
  • Jewish Heritage Austria bietet öffentliche und private Touren zum Thema jüdisches Wien an (durch die Wiener Innenstadt, entlang der Ringstraße oder durch die Leopoldstadt, einem jüdisch geprägten Bezirk in Wien) oder individuelle Touren für Gruppen, Holocaustnachkommen (inkl. Erarbeitung und Recherche von individuellen Familiengeschichten) & Travel Brokerage für religiöse Gäste.

Broschüre "Jüdisches Wien"

Mehr Informationen zum jüdischen Wien bietet die Broschüre "Jüdisches Wien – Erbe und Auftrag" (PDF) zum Herunterladen

Jewish Welcome Service Vienna

Judenplatz 8/8
1010 Wien
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